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Grafschafter Nachrichten vom 01.12.1988

Grafschafter Funker sprach mit »MIR«

Sowjetische Raumstation antwortete gestern um 14:10 Uhr

TK Veldhausen. Um 14.10 Uhr Ortszeit gelang gestern dem Veldhausener Amateurfunker Rudolf Berg der Funkkontakt mit der sowjetischen Raumstation »MIR« (»Frieden«). Auf der UKW-Frequenz 145,550 Megahertz gab nach einem rund zweiminütigen Kontakt ein Kosmonaut mit den Worten »OK Rudi« die Bestätigung für das Funkgespräch mit der Station »DD1BR« in Veldhausen. Damit ist der 37jährige Grafschafter nach eigenen Angaben der fünfte Amateurfunker der Welt, der es schaffte, einen Funkkontakt mit den Kosmonauten in über 30 Kilometern Höhe aufzunehmen. Erst am vergangenen Sonntag war es einem Wolfsburger Amateurfunker durch Zufall gelungen, als erster Europäer mit der »MIR«-Besatzung zu sprechen.

Seit zwei Wochen war Rudolf Berg mit seiner Funkanlage, die mit einer Sendeleistung von 50 Watt und einer Antennenhöhe von 60 Meter über dem Meeresspiegel starke Signale abgibt, der sowjetischen Raumstation Tag und Nacht auf der Spur. Die grundlegenden Daten zur Flugbahnberechnung (Keppler-Daten) und die UKW-Frequenz hatte er der Zeitschrift des »Deutschen Amateur-Radio-Clubs« entnommen. Ein von Rudolf Berg speziell programmierter Computer, der die tägliche Geschwindigkeitszunahme der relativ niedrig fliegenden Raumstation berücksichtigt, berechnete die für seinen Antennenradius günstigen Flugbahndaten.

Da die Antennen nur bis zum Horizont reichen, waren für Berg jene Daten wichtig, die Auskunft über das Auf­ und Abtauchen der Raumstation am Horizont gaben. Alle 91 Minuten blieben ihm jeweils ganze zehn Minuten Zeit, um »MIR« mit der lenkbaren Antenne zu verfolgen und Funkkontakt aufzunehmen. Gestern am frühen Nachmittag war es schließlich soweit: Die Raumstation tauchte zwischen England und Skandinavien auf und verschwand über Afrika aus seinem Antennenbereich. Während ein französischer Funker ebenfalls versuchte, mit »MIR« ins Gespräch zu kommen, kam Rudolfs Bergs Funkspruch bei den Kosmonauten mit dem Rufzeichen »U 2 MIR« an. Berg gab sein Rufzeichen und seinen Standort durch und bat um Bestätigung des Funkkontaktes, der in englischer Sprache von einem· Kosmonauten gegeben wurde.

Für Rudolf Berg, der ansonsten in Funkkontakt mit der ganzen Welt steht und unter anderem schon über Kurzwelle in Funkverkehr mit der deutschen Antarktisstation stand, hat die Verbindung mit der Weltraumstation Seltenheitswert. »Man muß bedenken, daß es allein in der Bundesrepublik rund 60000 Amateurfunker gibt und Tausende auch in Europa auf der Lauer liegen«, meint der Kunstofformgeber, der bei der deutschen »DI-Mission« dem Space Shuttle erfolglos hinterher funkte. Nach der Rückkehr der »MIR«-Besatzung auf die Erde erwartet Rudolf Berg die übliche QSL-Karte zur Bestätigung des Kontaktes. Diese Bestätigungskarten von Funkern aller Herren Länder füllen bei ihm mittlerweile schon mehrere Schuhkartons.

Die meisten Chancen auf einen Kontakt mit der Raumstation »MIR« haben nach den Erfahrungen Bergs jene Funker, die am besten gehört werden. »Den picken die Kosmonauten sich dann heraus«, berichtet er. Zu der Kürze seines Gespräches mit der Raumstation, das er auf einer Tonbandkassette verewigt hat, sagt Berg: »Die Kosmonauten dürfen nur in der freien Zeit mit Amateurfunkern in Kontakt treten. Sie halten sich dann auch sehr kurz und geben eigentlich nur die Bestätigung, daß sie den Funkspruch aufgenommen haben.«

Seit zehn Jahren hat sich Rudolf Berg dem Hobby der Amateurfunkerei und der Elektronik verschrieben. Heute arbeitet er mit einer Anlage aus Funkgeräten, Verstärkern, Meßgeräten und Antennen, die einen Wert von über 20000 Mark hat. Mit von der Funkpartie ist auch seine Frau Helga, die über das Rufzeichen »DL1BED« aus dem stillen Kämmerchen im Haus am Veldhausener Eschweg in den Äther geht. Rudolf Bergs nächstes großes Funkerziel ist die bundesdeutsche »D2­Mission« ins Weltall. Obwohl die Mission eine für deutsche Funkamateure ungünstige Flugbahn einnehmen wird, ist Berg optimistisch: »Vielleicht läßt sich über einen Satelliten etwas machen.«

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Zeitungsartikel vom 1. Dezember 1988

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